in Maria Alm am Steinernen Meer, Hochkönigstraße
An Ostern 1975 machten wir Urlaub in Maishofen und sind immer nach Maria Alm zum Skifahren hochgefahren. Es waren die ersten Ski-Fahrversuche von Uschi.
Zwei Tage nach Weihnachten fuhren wir wieder nach Maria Alm und bezogen unser Quartier ca. 500m entfernt von der Talstation Aberg. Kati, Mutter mehrerer kleiner Kinder hatte Gästezimmer und betreute zusätzlich das ca. 50m entfernte Liftstüberl am hauseigenen Schlepplift. Mit einer Länge von 800m und einer blauen Abfahrt war er für unsere Fahrkünste gerade richtig. Täglich waren wir ein paar Stunden auf den Skiern und alles ohne das Auto zu benutzen.
So war es auch naheliegend, mit anderen Gästen zusammen im Liftstüberl Silvester zu feiern. Kati hatte uns einen Braten mit Pfifferlingen und Knödel serviert und dazu gab´s noch ein dunkles Weizenbier.
Musik kam von der Musikbox und der Hauptschlager war „Almanda tu die Hand da weg“. Bei Jägertee und Glühwein ging das Jahr 1975 gemütlich zu Ende. Kurz vor Mitternacht gingen wir ins Freie. Da es zwischenzeitlich begonnen hatte zu schneien, konnten wir das Abschießen der Raketen nicht sehen und auch nur schwach hören. Also „Gutes Neues Jahr“ wünschen und schnell wieder in die Stube und „Prost“.
Als wir uns dann um halb zwei verabschiedeten und vor die Tür traten, trauten wir unseren Augen nicht. Alles weiß, keine Fußspuren, keine Autospuren, im Stüberl fröhliche Leute und draußen absolute Stille und dazu ein unheimliches Schneegestöber. Es war dunkel und wir sahen ganz schwach das verschwommene Licht neben der Haustüre unserer Pension. Oma des Hauses hatte das Licht angelassen, dass wir die Pension sicher finden. Als los.
Ich ging voraus. Schon beim zweiten Schritt sank ich bis zum Knie im Schnee ein. Beim dritten Schritt in Richtung des entfernten Lichtes ging mir der Schnee bis zur Leiste. Uschi folgte in meiner Spur. Mit der rechten Hand nach hinten versuchte ich ihr zu helfen, was mir jedoch nur eingeschränkt möglich war. Ich hatte selbst größte Probleme den jeweils hinteren Fuß aus dem tiefen Schnee zu befreien. Jeder Schritt war ungeheuerlich anstrengend. Nach wenigen Schritten blieben wir stehen und holten tief Luft. Unsere Schuhe voll mit Schnee, die Bäckchen glühten und der Schnee wehte uns immer kräftig um die Ohren. Aber wir gaben nicht auf. So näherten wir uns mit größter Anstrengung ganz langsam unserem Gästehaus. Wieder stehen bleiben, langsam Luft holen und weiter geht’s. Mühsam Schritt für Schritt. Jetzt noch drei Schritte und wir standen vor der überdachten Haustüre. Mit dem bereitliegenden Kehrwisch wischten wir unsere Kleider ab nahmen uns in die Arme und wir waren glücklich. Es war geschafft!
Ab ins Zimmer und jetzt ganz tief schlafen.
Nächsten Tag 10:00 Uhr.
Ein Blick durchs Fenster und wir sehen schneebedeckte Bäume und einen strahlend blauen Himmel. Alles bedeckt mit ca. 10 cm Neuschnee. Strahlend weiß, traumhaft schön!
Dann geht mein Blick zum Stüberl. Eine Autospur auf dem Fahrweg. Und direkt neben dem Fahrweg, eine Fußspur im tiefen Graben.
10/2018 Siegfried Haag